28.
März

Feierliche Einzüge von Herrschern und andern wichtigen Persönlichkeiten in eine Stadt waren in der römischen Welt ein Mittel der Machtdemonstration und der politischen Propaganda. Sie folgten einem mehr oder weniger festen Ritual. Hoch zu Ross, umgeben von seinen Offizieren, Magistraten und Soldaten traf der Erwartete vor dem Stadttor ein. Dort wurde er von den Behörden und von Vertretern der Oberschicht feierlich empfangen und unter dem Jubel der Bevölkerung in die Stadt geleitet. Hymnische Akklamationen und Jubelrufe gehörten zu diesem Ritual ebenso wie das Ausbreiten von Kleidern und Zweigen vor den Füßen des Geehrten.

Genauso wird Jesus in Jerusalem empfangen, wie ein König. Die Erwartungen, dass das Königtum Davids durch den verheißenen Messias wieder hergestellt wird waren groß. Doch einige Punkte passen nicht ganz in das Bild und erzeugen eine ganz andere Stimmung. Die Passion Christi und sein Kreuzestod liegen bereits in der Luft, kündigen sich an.

Jesus kommt zuerst zum Ölberg und schickt von dort seine Jünger aus. Nur ein paar Tage später wird der Ölberg der Ort seiner schlimmsten Seelenqualen und des Verrats sein. Die Beschaffung des Reittieres Jesu erinnert an das königliche Recht auf Requirierung. Aber Jesus reitet nicht wie ein König auf einem Pferd, auf einem mächtigen Schlachtross, sondern auf einem Esel. Damit geht das Wort des Propheten Sacharia in Erfüllung, der sagt: „Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin.“ Doch was für ein König wird Jesus sein? 

Das Volk jubelt: „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt.“ Die Frage ist: Was erwarten sie denn? Einen starken Befreier, der das Joch der Römer abschüttelt. Einen Messias, der allen Hunger und alles Leid beendet und dem Volk Israel zu seinem Recht verhilft.
Seien wir ehrlich: Würden wir uns das nicht auch oft wünschen – einen Messias, einen von Gott gesandten König, der einmal so ordentlich dreinschlägt und mit einem Mal allen Hunger, alles Leid, alle Ungerechtigkeiten, alle Kriege auf Erden beendet?

Doch wie Jesus dann vor Pilatus sagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Gottes Plan der endgültigen Befreiung sieht anders aus: Er geht über das Kreuz. Und genau dahin führt Jesu Weg. Die Menschenmassen, die im heute zujubeln, verlangen ein paar Tage später seinen Tod. Und die Jünger, die letzten die geblieben sind? Sie werden davonlaufen und ihn verleugnen. – Wo werden wir sein? 

Wir möchten anregen, dass wir bei Jesus bleiben. Und zwar ganz konkret: Machen wir in der kommenden Karwoche Exerzitien, geistliche Übungen, Exerzitien im Alltag: Gehen wir in den nächsten Tagen bis Ostern mit Jesus mit, ganz bewusst.
Wenn eine schwierige Situation kommt – laufen wir nicht davon. Bleiben wir mit Jesus dabei.
Wenn wir beleidigt oder verletzt werden, schlagen wir nicht zurück. Bleiben wir bei Jesus.
Was auch immer geschieht in den Tagen der Karwoche, in jeder Stunde, in jeder Minute: Erleben wir es als Mitgehen mit Jesus.
Dann werden wir am Karfreitag nicht weit weg von ihm sein, sondern mit Maria unter dem Kreuz stehen und unseren König sehen, wie er den endgültigen Sieg errungen und uns für immer befreit hat.

Fotos: Zisterzienserpriorat Neuzelle / Kukulenz

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